Im „Rebland-Café See“ war Röster Jens Arnold (Offenburg)auf Einladung des Landfrauenvereins zu Gast, in den fast drei Stunden ergab sich ein reger Austausch.
Eine hartnäckige wie pauschale These – möglichst wegen enthaltenen Koffeins keinen Kaffee am späten Nachmittag/Abend zu trinken – räumte Arnold eingangs zumindest teilweise aus. Etwa 50 Prozent der Menschen weltweit baue Koffein körperlich schneller ab als andere. „Manche können daher auch noch zu später Stunde bedenkenlos Kaffee trinken, schlafen anschließend problemlos. Bei anderen sieht es ganz anders aus“, erklärte er.

Die Veranstaltung strukturierte Arnold um verschiedene Elemente. Neben multimedial präsentierten Infos zu Herkunft, Anbau, Ernte, Verarbeitung, Lieferung und Lagerung erhielten die Zuhörerinnen im Rahmen einer kleinen Probe zwei Tassen mit Kaffeeproben,„Lampocoy“ und „Pearl Mountain“. Schnell zeigte sich, dass
Geschmäcker wie so oft im Leben auseinander gingen. Als Exkurs stellte Arnold das seit Jahren bestehende Projekt „Lampocoy“ aus dem gleichnamigen guatemaltekischen Dorf vor. Beteiligt seien 97 Familien, die auf 84 Hektar Fläche (rund 180.000 Sträucher)biologisch-organisch Kaffee anbauten. Besondere
klimatische Bedingungen in Vulkannähe, fruchtbare Böden und die Anbauhöhe zwischen1200 und 2000 Metern seien Basis für ein hochwertiges Produkt. Vom Export lebten rund 800 Menschen. Der Preis für den Rohkaffee richte sich nach den Bedürfnissen der Kaffeebauern. Diesen werde eine Preisdeckung
ermöglicht, so dass sie ihre Familien versorgen könnten. Begleitend seien vor Ort eine kostenlose Versorgung mit Medikamenten in einer Krankenstation
nebst Förderung von Schul- und Ausbildung. Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war der Röstvorgang nebst allem, was dabei zu beachten ist. Fermentieren mehrfaches Trocknen, Sortieren sind nur einige der vielen Prozessschritte. Zur besseren Veranschaulichung zog Arnold den Vergleich zum Wein heran. „Man könnte sagen, der Kaffeeröster ist so etwas wie der Kellermeister des Kaffees“, sagte er. Die Arbeit sei wertvoll, aber auch hochwertig. Ein hochwertiger Rohkaffee sei die wesentliche Grundlage für einen hochwertigen Röstprozess. Zur Röstdauer merkte Arnold auf Nachfrage an, die Unterschiede
seien groß: Wo in kleineren Betrieben 17 bis 18 Minuten bei 218 Grad die Regel seien, werde industriell in anderen Dimensionen (fünf Minuten bei 500 Grad) geröstet. Wichtige Parameter für den Röster seien Farbe, Geruch, Form und Masse. Zudem sei zu beachten: Je länger Kaffee geröstet werde, umso weniger
säurehaltig sei das Produkt. Zahlreiche wissenswerte Alltags-Fakten rund um Kaffee steuerte Jens Arnold ebenso zum Nachmittag bei. Bundesweit
würden im Schnitt rund 169 Liter pro Jahr konsumiert, für die Zubereitung sollte unbedingt Leitungs-, auf keinen Fall Mineralwasser verwendet
werden.
Der Röster empfahl, immer wieder frischen Kaffee und ganze Bohnen zu kaufen – von gemahlenem Kaffee rate er ab, „der Aromaverlust ist einfachzu groß“. Ein Vorrat sollte ebenfalls nicht angelegt werden so Arnold.